Messelesen erlöst einen Geist
In der Kirche zu Reiden ging einst ein Geistlicher um. Mutwillige Burschen die davon sprachen neckten sich, es wage keiner von ihnen, die Nacht in der Kirche zu zubringen. Ein Entschlossener an erbot sich dazu. Als es auf dem Turm zwölf Uhr schlug, sah er, wie ein Priester die Tür öffnete und auf die Sakristei zu schritt. Er kleidete sich in den Ornat und wollte Messe lesen. Aber es schien ihm etwas zu fehlen. Da merkt der Bursche, dass der Priester keinen Ministranten hatte. Am nächsten Morgen ging der Jüngling zum Pfarrer von Reiden und erzählte ihm den Vorfall. Der Pfarrer bat den Burschen, noch einmal die Nacht in der Kirche zu zubringen und dem geistlichen beim Altar zu dienen, ohne etwas anderes als das zur Messe Nötige zu sprechen. Der Jüngling liess sich noch einmal in der Kirche einschliessen. Um zwölf Uhr sah er den Geistlichen wieder erscheinen und zu Altar treten. Da schritt auch er an die geweihte Stätte und diente dem Geistlichen, bis die Messe gelesen war. Da drehte der Wandelnde um und sprach: "Nun bin ich ein Kind der Seligkeit, und in drei Tagen wirst es auch du sein". Drei Tage später starb der Ministrant.