Richenthal, selbständige Gemeinde 1845-2005
Ersterwähnung anno 1036 als «Richentale». 1173 wird erstmals die Kirche erwähnt («ecclesia richendal»)
Die Pfarrei Richenthal umfasste bis 1948 (Entstehung der Pfarrei Langnau) auch einen Teil von Langnau (der andere Teil gehörte zur Pfarrei Reiden). Die Langnauer:innen hatten zwar seit 1599 eine eigene Kapelle, wurden aber weiterhin in der Pfarrkirche von Richenthal (resp. von Reiden) getauft, getraut und beerdigt.
Richenthal gehörte mit Langnau und Mehlsecken grundherrschaftlich zum Langnauer Viertel des Chorherrenstifts Beromünster. Daraus entwickelte sich ein Twing mit niederigen gerichtlichen Funktionen. Dessen Zentrum lag im Dorf Langnau. Hier amtete ein Bauer als «Untervogt», der dem Landvogt von Willisau (einem Luzerner Patrizier, der gelegentlich Gericht hielt) zudiente.
Im Gegensatz zu Langnau gab es in Richenthal kein mittelalterliches Dorf, sondern nur ein paar wenige Häuser bei der Kirche sowie einige grosse Einzelhöfe. Diese sogenannten Berghöfe besassen eigenen Wald und Weiden, während die übrigen Twinggenossen eine «Gmeind» bildeten, welche die Weiden (Allmenden) und Wälder gemeinsam nutzten. Wahrscheinlich u+im 16. Jahrhundert wurde ein Teil der Allmend im Gebiet Hueb zur Besiedlung freigegeben, worauf dort eine Anzahl von Taunerheimwesen (Tauner=Taglöhner, Kleinbauern) entstanden.
Im 18. Jahrhundert entstanden im Kanton Luzern vielerorts «Steuerbriefe». Es waren dies Zusammenschlüsse von Ortschaften und Einzelhöfen zur Besorgung des immer kostspieligeren Armenwesens. 1818 wurde den Steuerbriefen auch das Polizeiwesen (Strassen, Schulen, Feuerwehr) übertragen. Langnau, Richenthal (inkl. Berghöfe) und Mehlsecken bildeten einen gemeinsamen Steuerbrief.Auf Betreiben der «Grossbauern» auf den Berghöfen sagte sich Richenthal 1844 vom Steuerbrief Langnau los und bildete fortan eine eigene Gemeinde. Es ist völlig klar, dass sich Richenthal von Langnau trennte und nicht etwa umgekehrt, wie es in den Wikipedia-Artikeln «Richenthal» und «Langnau bei Reiden» (noch) heisst!
Durch Zusammenwachsen verschiedener Siedlungsteile erhielt diese im 20. Jahrhundert entlang der Hauptstrasse dorfähnliche Züge.
Wegen ungünstigen finanziellen Aussichten nahm Richenthal 1999 zusammen mit Langnau und Reiden Fusionsgespräche auf. Diese führten 2004 zur Gemeindevereinigung, die in Richenthal mit 69 % angenommen wurde. Seit dem 1. Januar 2006 ist Richenthal ein Ortsteil der vergrösserten Gemeinde Reiden.