Evangelisch-Reformierte Kirche Reiden

Der 27. Januar 1918 ist der eigentliche Geburtstag der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Reiden.

Als erster Seelsorger wirkte Herr Pfarrer Fischer von Brittnau aus. Die Gottesdienste fanden im Gemeindesaal des Pestalozzi-Schulhauses statt. Nach einiger Zeit konnten ein Harmonium und eine Kanzel angeschafft werden und Herr Grossrat Kunz, Adelboden, schenkte der jungen Gemeinde Abendmahls- und Taufgeräte. Die Gemeinde erstarkte zusehends und am 2. Mai 1919 konnte Pfarrhelfer Linder als Seelsorger eingesetzt werden. Er betreute zu Beginn Reiden und Dagmersellen von Sursee aus, nachdem an der Jahresversammlung beschlossen worden war, sich dieser Kirchgemeinde anzuschliessen. Jeden zweiten Sonntag fand ein Gottesdienst statt, abwechselnd vormittags und nachmittags an jedem Ort.
Einen Dämpfer in der Entwicklung setzte die damalige schwere Grippeepidemie, die den älteren Gemeindegliedern wohl noch in Erinnerung sein wird. Vom September bis Dezember musste deswegen der Gottesdienst ausfallen!
Erfreulich ist die Tatsache, dass bereits 1919 der reformierte Frauenverein gegründet werden konnte und seine segensreiche Tätigkeit aufnahm.
Pfarrer Rudolf Linder, in Reiden 1920-1921Als erster Seelsorger wirkte Herr Pfarrer Fischer von Brittnau aus. Die Gottesdienste fanden im Gemeindesaal des Pestalozzi-Schulhauses statt. Nach einiger Zeit konnten ein Harmonium und eine Kanzel angeschafft werden und Herr Grossrat Kunz, Adelboden, schenkte der jungen Gemeinde Abendmahls- und Taufgeräte. Die Gemeinde erstarkte zusehends und am 2. Mai 1919 konnte Pfarrhelfer Linder als Seelsorger eingesetzt werden. Er betreute zu Beginn Reiden und Dagmersellen von Sursee aus, nachdem an der Jahresversammlung beschlossen worden war, sich dieser Kirchgemeinde anzuschliessen. Jeden zweiten Sonntag fand ein Gottesdienst statt, abwechselnd vormittags und nachmittags an jedem Ort.
Einen Dämpfer in der Entwicklung setzte die damalige schwere Grippeepidemie, die den älteren Gemeindegliedern wohl noch in Erinnerung sein wird. Vom September bis Dezember musste deswegen der Gottesdienst ausfallen!
Als erster vollamtlicher Pfarrer wirkte Rudolf Linder, der in Reiden Wohnsitz genommen hatte. Doch schon im nächsten Jahr war die Gemeinde ohne Seelsorger, da dieser mangels Wohnung von Reiden fortziehen musste.
Die Wohnungsfrage wurde zu einem leidigen Dauerthema, und der Wunsch nach eigenen Räumen für den Pfarrer und die kirchlichen Belange verdichtete sich.
Am 3.Juli 1921 fand die Einsetzungsfeier für Pfarrer Kölbing aus Basel statt.
Zu Beginn des Jahres 1928 wurde die Wohnungsfrage für den Pfarrer erneut zu einer Sorge. Vor allem der Basler Hilfsverein drängte in Sicht darauf zur raschen Verwirklichung des Baus eines Pfarrhauses und sagte grosszügige Unterstützung zu. Am 10. März erfolgten dann bereits der Baubeschluss und die Wahl einer Baukommission. Der Auftrag zur Planung von Kirche und Pfarrhaus als eine Einheit wurde an Architekt A. Meili, Luzern, erteilt. Die Kirchgemeindeversammlung vom 8. Juli bewilligte einen Kredit von Fr. 55 000.-. Der Basler Hilfsverein gewährte ein Darlehen von Fr. 20 000.- zinslos auf zehn Jahre, und die Kirchgemeinde Dagmersellen steuerte Fr. 5 000.- bei, womit die Finanzierung gesichert war.
Mit dem Architekten hatte man eine glückliche Wahl getroffen. Rasch legte er ein harmonisch ausgewogenes Projekt für Kirche und Pfarrhaus vor, so dass bereits am 4. September mit dem Bau des Pfarrhauses begonnen werden konnte. Im Mai 1929 war dieses bezugsbereit. Die Baukosten beliefen sich auf Fr. 60 300.-. Es verblieb eine Bauschuld von Fr. 21 000.-, die mittels Darlehen gedeckt wurde. Mit der Konfirmandengabe 1931/32, die Fr. 22 500.- ergab, war bald eine finanzielle Entlastung möglich.
Das Pfarrhaus wurde nun zum Mittelpunkt eines stets bewussteren Gemeindelebens.
Bis zu seinem Wegzug im Jahre 1935 hatte sich Pfarrer Kölbing für die beiden Kirchgemeinden Reiden und Dagmersellen unermüdlich und mit Erfolg eingesetzt. Der Kirchenbau in Dagmersellen und der Pfarrhausbau in Reiden waren sichtliche Zeugen dafür.
Ein ganz besonderes Anliegen war ihm die Jugendarbeit gewesen.
Am 28. April 1935 konnte Pfarrer Alfons Ernst als Nachfolger in das Amt eingesetzt werden. Er war vorher viele Jahre in der Mission, tätig gewesen. Einen Schatten auf die Freude, wieder einen Pfarrer zu haben, warf der unerwartete Tod seiner Gattin.
Pfarrer Ernst fühlte sich darnach berufen. wieder in die Mission zu ziehen. Wegen der grossen Wirtschaftskrise fehlten der Basler Mission aber die Mittel zur Aussendung, und so blieb, wohl durch höhere Fügung, der Gemeinde der Pfarrer erhalten.

Jungschar. Im Hinterdrund das Pfarrhaus, noch ohne Kirche. Mai 19291929 Die Jungschar vor dem Pfarrhaus noch ohne Kirche

Kirchenbau

Projekt

Nachdem der Bau des Pfarrhauses, dank der grossen Unterstützung durch den Basler Hilfsverein und den verschiedenen Zuwendungen, finanziell gut verkraftet war, wurde der Wunsch, auch den Kirchenbau zu verwirklichen, immer stärker. An der Kirchgemeindeversammlung vom 15. November 1936 erfolgte der Baubeschluss, allerdings mit dem Vorbehalt der Zuweisung der Reformationskollekte. Eine Baukommission von sieben Mitgliedern wurde bestimmt, wovon der Basler Hilfsverein drei Vertreter abordnete. Für diese begann nun eine sehr arbeitsintensive Zeit. Die ausführlichen Protokolle von damals vermitteln einen guten Eindruck darüber mit welch grossem Einsatz der Kommission, später zusammen mit dem Kirchenvorstand, ihre Aufgabe zu erfüllen suchte.
Seinerzeit hatte Architekt Meili ein Projekt für Kirche und Pfarrhaus als eine Einheit erarbeitet. Da dieser aber als leitender Architekt für die Landesausstellung 1939 in Zürich berufen worden war musste ein neuer Architekt bestimmt werden. Aus subventionsbedingten Gründen musste dieser aber seinen Wohnsitz im Kanton Luzern haben. Die Wahl fiel schliesslich auf Architekt Krebs aus Luzern. Die örtliche Bauleitung übertrug man Architekt Margstahler von Reiden. Bis ein ausgereiftes und genehmes Projekt vorlag, welches das bestehende Pfarrhaus gut integrierte, waren viele Studien und Varianten nötig.
Wichtige grundsätzliche Entscheidungen wie Grösse und Situation der Kirche, Form und Stellung des Turmes, ob mit oder ohne Geläute usw., mussten getroffen werden. Hatte man anfänglich mit Baukosten von Fr. 160000.- gerechnet, bewilligte dann die Kirchgemeindeversammlung vom 11. Juli 1937 einen Kredit von Fr. 195 000.-. Wie konnte eine so grosse finanzielle Belastung durch die Gemeinde verkraftet werden?
Der Kirchenbaufonds wies auf Ende 1936 den stolzen Betrag von Fr. 38 800.- auf. Und wie der im Laufe der Jahre gespiesen wurde. Den Impuls gab im Jahre 1920 die Brudergemeinde von Reitnau mit einem Betrag von Fr. 100.-. Über Jahre wurde dann gesammelt und jedes Scherflein zusammengetragen. So hatten alle Gemeindeglieder einen monatlichen Betrag von 50 Rappen zu zahlen. Opfergaben kamen dazu, und damit wuchs der Betrag stetig an. In Hinblick auf die Zusage der Reformationskollekte konnte trotz der schlechten Zeitumstände wegen der Wirtschaftskrise der Entschluss zum Bau gefasst werden.
Der Spatenstich erfolgte dann am 30. August.

Grundsteinlegung

Die Grundsteinlegung vom Samstag, dem 26. September 1937 war für alle Kirchgenossen ein Freudenfest. Bei strahlendem Herbstwetter nahm die ganze Bevölkerung von Reiden und Umgebung daran Anteil und bekundete ihre Sympathie. Der langgehegte Wunsch eines eigenen Gotteshauses für die 1100 Glaubensgenossen der Kirchgemeinde ging nun der Erfüllung entgegen. In den Ansprachen kam der Dank dafür sehr beredt zum Ausdruck.
Herr Dinner, Basel, begrüsste als Präsident der Baukommission die Festversammlung. Er dankte allen, die in irgendeiner Form den Bau der Kirche gefördert hatten. Ohne die Solidarität und Unterstützung der Kirchgemeinden und Glaubensbrüder aus der ganzen Schweiz wäre dies nicht möglich geworden.
Herr Professor Vischer, Präsident des Hilfsvereins Basel, hielt die auch für Andersgläubige sehr eindrucksvolle Weiherede mit den Schlussworten: <Die Kirche soll ein Ort der Hoffnung sein, wo das Wort Gottes mit Kraft wirken möge und ausstrahle in die so zerrissene Welt. Zuversicht sei allen geschenkt, die sich darin zusammenfinden.>
Der von der Gemeinde gesungene Choral <Grosser Gott wir loben Dich> leitete zum eigentlichen Weiheakt über. Pfarrer Kölbing, bis 1935 während 14 Jahren Seelsorger der Gemeinde, verlas die von ihm verfasste und auf Pergament geschriebene Grundsteinurkunde. In dieser ist der Werdegang der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Reiden mit allen wichtigen Daten festgehalten.
Die Urkunde wurde zusammen mit einer Bibel und vielen Dokumenten sowie Münzen und Marken nach alter Sitte und Brauch in einem eisernen Behälter in den Grundstein eingemauert. <In einer besonders schweren Zeit legen wir den Grundstein. Diese Dokumente sollen einer späteren Generation dereinst Kunde geben von unseren Werken und Taten.> Mit diesen Worten und Hammerschlägen auf den Grundstein wurde der Weiheakt besiegelt.
Die Feier nahm im Beisein aller kirchlichen Organe, Vertretern der Behörden von Reiden und Umgebung und der katholischen Kirchgemeinde einen ihrer Bedeutung würdigen Verlauf. <Darum soll diese Kirche auf dem einen Grund ruhen, der gelegt ist: Jesus Christus, war das Schlussgelöbnis.

 

Die Grundsteinlegung vom Samstag, dem 26. September 1937Am 4. Dezember wurde die Aufrichte durch die beiden Bäumlein auf Kirche und Türm bekundet, und an Weihnachten war der Bau gedeckt. Im Jahre 1938 kamen die Arbeiten gut voran, und am 10. Juli konnte im Rohbau der Kirche mit einem Gottesdienst das von der Kirchgemeinde Zofingen gestiftete, schöne Chorfenster enthüllt werden.

Glockenaufzug

Der Glockenaufzug vom 9. Juli 1938

Der Glockenaufzug vom 9. Juli 1938 gestaltete sich zu einem frohen Fest für die Gemeinde. Vor allem aber für die 700 Schulkinder von Reiden, Wikon und Langnau. Die vier Glocken mit einem Gesamtgewicht von über 500 kg waren in der Giesserei Rüetschi in Aarau gegossen worden. Sie sind auf as, f, es und c gestimmt. In einem festlichen Zug mit prächtigen Pferdegespannen wurden sie am 7. Juli von Aarau nach Reiden überführt. Bei jeder Dorfdurchfahrt erklangen nach altem Brauch die Glocken vom Ort zum Gruss. Der Einzug in Reiden war sehr feierlich gestaltet, und die Glocken der katholischen Kirche ertönten zum Willkomm.
Die grösste Glocke trägt den Namen <Aeterna>, die Ewige. Sie ist versehen mit dem Bibelspruch: <Gott, Du bist unsere Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht. Du bist Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit>. Die zweite Glocke heisst <Hora>, die Stunde. <wachet und betet, denn ihr wisset nicht Tag und Stunde, wann euer Herr kommen wird>, steht als Spruch auf ihr. Die dritte Glocke heisst <Gratia>, Dank, mit dem Bibelspruch: <Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich>. Die kleine Glocke trägt den Namen <Gloria>, Ehre. Es ist die Glocke der Kinder. Für sie hatten die Sonntagsschüler seit Jahren ihr Scherflein zusammengetragen. <Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen>, kündet sie bei jeder Taufe in die Welt hinaus!
Die aufgereihten und schön geschmückten Glocken gaben einen eindrucksvollen Rahmen für die Feier. Nach der Festansprache von Pfarrer Ernst und der Grussbotschaft der Behörden von Reiden durch Waisenvogt Walter Schmid, kamen dann die Kinder zum <<Zuge>>.

Einweihung

Am Reformationssonntag, dem 6. November 1938, konnte in einem Festgottesdienst die Kirche feierlich eingeweiht werden. Ein jahrelanger Wunsch ging damit in Erfüllung. Bis zu diesem Tage, das heisst von 1910 an, hatte der Gemeindesaal im Pestalozzischulhaus für die Gottesdienste und die übrigen kirchlichen Anlässe gedient. Die vorhandene Bestuhlung reichte für Festgottesdienste nicht aus, und so mussten aus den Gasthäusern jeweils die Stühle zusammengetragen werden, bis die Kirchgemeinde selbst solche anschaffte. An der Abschiedsfeier auf dem Schulhausplatz würdigte Pfarrer Ernst das Verständnis und Entgegenkommen der Gemeinde Reiden und ihrer Behörden über all die Jahre. In einem Festzug begab man sich zur neuen Kirche, begrüsst vom schönen Geläute.
Die Weihefeier, in der von Glaubensgenossen und Gästen dichtgedrängt besetzten Kirche, war ein froher Dank für Gottes Beistand zum guten Gelingen des Werkes. Die Feier wurde von der Musikgesellschaft und dem Kirchenchor stimmungsvoll eingeleitet. Die gute Akustik des Kirchenraumes kam dabei voll zur Geltung. Die einfach und heimelig gestaltete Kirche beeindruckte alle Beteiligten sehr. Architekt Krebs übergab in einer kurzen Ansprache die Schlüssel an den Präsidenten der Baukommission, Herrn Dinner, und dieser reichte sie weiter an den Kirchgemeindepräsidenten, Herrn Gottfried Zürcher. Dieser dankte all denen, die geholfen hatten, das schöne Werk zu vollenden.
<Mit Gottes Hilfe ist diese neue Kirche entstanden, und im Namen Gottes werde ich sie öffnen!> rief er der Gemeinde zu. Die Weiherede hielt Professor Vischer vom Hilfsverein Basel, und den Kanzelgruss sprach Pfarrer Kölbing. Die Festpredigt von Gemeindepfarrer Allons Ernst bewegte alle Anwesenden. Das Schlussgebet sprach Pfarrer Linder, seinerzeit der erste Seelsorger in Reiden. Mit dem Gemeindegesang, <Grosser Gott, wir loben Dich>, schloss die Morgenfeier.
Am nachfolgenden Bankett im Hotel <Mohren> konnte die Kirchgemeinde von allen Seiten Glück- und Segenswünsche entgegennehmen. Viele Geschenke und Gaben wurden ihr überreicht. Den Stand Luzern vertrat Schultheiss Josef Wismer mit sinnigen Worten, und für die Behörden von Reiden gratulierte Gemeindepräsident Josef Häfliger.
Dann überbrachte Pfarrer Schnyder die Grüsse der katholischen Kirchgemeinde und gab der Hoffnung auf ein Nebeneinander im christlichen Sinne Ausdruck. Am Nachmittag versammelte man sich nochmals zu einer liturgischen Feier in der Kirche.
Gross war die Arbeit, die vor und während dem Bau vom Kirchenvorstand und der Baukommission geleistet worden war. Über 100 Sitzungen waren nötig. Mit Stolz durften diese nun zusammen mit dem Architekten, den Bauleuten und Handwerkern sowie der ganzen Gemeinde auf das gut gelungene Werk schauen. Dieses ist zu einer Zierde des Dorfbildes geworden.
Die gesamten Baukosten beliefen sich auf Fr. 280 349.-, und diese waren am 31. Dezember 1961 abbezahlt.