Pfarrkirche St. Johannes der Täufer
Die erste Kirche soll auf dem Äbnet gewesen, noch bevor die Herren von Büttikon den Twing Äbnet besassen.
Kirchenpatron: St. Bartholomäus zuerst, später St. Johann Baptist. Gleichzeitig, mit der Bartholomäuskirche Knutwil wurde um 1000 auch die von Reiden durch die Familie Iffental, sesshaft zu Reiden, freilich nur in Holz gebaut. Im 11. Jahrhunderte noch griff die Pfarrei immer weiter in der Talsohle um sich in das bisher nach Richental gehörige Langnau hinaus. „Das Ritterhaus von Reiden bezog vom Zehnt in Langnau den Drittel", offenbar für die Seelsorge in Langnau. Diese Johanniterkommende entstand um 1239 am soeben eröffneten Gotthardweg durch Stiftung der Herren von Iffental und von Büttikon. 1275 schuldete der Propst von Zofingen als persönlicher Inhaber der Pfarrei Reiden — er war ein Iffental.
Die katholische Pfarrei Reiden ist eine stolze alte Dame. Vor 750 Jahren, am 10. April im Jahre 1271, wurde sie das erste Mal urkundlich erwähnt; sie ist also 20 Jahre älter als die Eidgenossenschaft. In Dokumenten der Fraumünsterabtei aus Zürich ist zu lesen: «Prior und Konvent der Prediger in Zürich treten ihren Brüdern, den Predigern in Bern, von ihren Pastoralbezirken die Kilchhören (Gemeinwesen) Ruswil, Geiss, Uffikon, Dagmersellen, Reiden, Zofingen ab, was der Provinzprior Wolfram am 10. April 1271 bestätigt.» Ihre Kirche hiess, im Gegensatz zum Gotteshaus der Kommende, die «untere Kirche». Ihr Patronatsrecht lag aber – seit unbekannter Zeit – bei der «obern Kirche», von welcher das Jahrzeitbuch 1600 schreibt: «Die ober Kilchen vff dem Berg ist die recht Hauptkilchen vnd Pfaar, da man alle Sacrament empfacht.» An beiden Orten wurden neun Wochenmessen gefeiert, sechs Messen in der untern Kirche hatten die Herren von Büttikon gestiftet. Für 1497 ist eine Bartholomäus Bruderschaft erwähnt.
Pfarrei um 1300 |
Patrozinium | Taxation 1275 Mark Silber |
Fläche ha ca. |
Reiden | Bartholomäus | 60 | 2530 |
Der Visitationsbericht von 1638 verzeichnet drei Altäre, nämlich den Hochaltar mit den Patronen Dreifaltigkeit, Elisabeth, Pankratius und Johannes Bapt, den linken Nebenaltar zu St. Maria, Fabian und Sebastian, den rechten Nebenaltar zu St. Bartholomäus und Ursula.
Im Jahre 1644 wurde die Kirche neu- oder völlig umgebaut. Zwei neue Glocken stifteten Heinrich Widmer und Untervogt Alexander Elmiger. 1645 wurde der Turmhelm vollendet, 1649 weihte man drei neue Glocken. Um 1751 fand eine Renovation im Sinne des Rokokos statt. Der Raum wurde ausstuckiert.
1793-96 wurde die baufällige St. Bartholomäus Kirche durch die heutige Pfarrkirche ersetzt. Die Leitung wurde dem Baumeister Niklaus Purtschert aus Pfaffnau übertragen. 6. September 1796 wurde die dem Kirchenpatron Johannes dem Täufer geweihte Kirche, Pfarrkirche von Reiden. Über den Bau orientiert die zeitgeschichtlich interessante Chronik des einheimischen Bauleiters und Bildhauers NIKLAUS HÄFLIGER (1767-1837). Nördlich der Kirche stand die Beinhauskapelle St. Anna, welche 1661 erbaut wurde und nach der Fertigstellung der neuen Kirche 1794 abgebrochen wurde.
Am 8. Januar 1798 wurde in der neuen Kirche die Musterung des Bataillons Reiden gehalten, die letzte unter dem Ancien Régime, das am 31. Januar abdankte. Am 12. Februar fand in der Kirche die erste Wahlversammlung für die Bestimmung der Wahlmänner der neuen Nationalversammlung statt.
Im Jahre 1813 ist die obere Kirche abgebrochen worden.
Beinhauskapelle zu S. Anna. 1661, 8. Juli, wurde der Bau eingeleitet durch einen päpstlichen Ablassbrief. 1662, 3. Nov., erfolgte die Einweihung von Altar und Kapelle zu St. Anna, St. Mauritz. Die grosse Beinhaus musste dem erweiterten Friedhof weichen, seine Glocke wurde in den Kirchturm verbracht.
In den Nischen der Kirchenfront standen die Figuren Johannes der Täufer, Christus und Bartholomäus. Sie wurden 1957 durch Petrus, Maria und Bruder Klaus ersetzt.
Glocken
Die alten Glocken vor dem Wolle Hunkeler. Niklaus Häfliger berichtet, dass im Oktober 1795 die Glocken in den neuen Kirchturm gehängt wurden. Diese stammten aus den Jahren 1480, 1642, 1649 und 1692. Dazu kamen zwei aus der oberen Kirche aus dem Jahre 1649 und 1684. Die Commenderie entbindet sich des Sturmläutens und zahlt dem Sigristen für das Morgen-, Bet- und nachmittägige Vesperläuten 6 Gulden.
Das heutige Geläut im Kirchturm ist ein B-Geläute und wurde im Jahre 1921 unter Pfarrer Joseph Wey angeschafft. Die Firma Rüetschi in Aarau hat die Glocken gegossen und diese kamen auf Fr. 37955.-- zu stehen.
Die B-Glocke hat ein Gewicht von 3450 kg und trägt den lateinischen Spruch: 0 Rex Gloriae veni nobis cum pace. – O König der Gloriae, komm zu uns mit Frieden.
Die Des-Glocke wiegt 2000 kg und trägt den Spruch: Ave Maria gratia plena – Gegrüsst seist du Maria, voll der Gnade.
Die Es-Glocke ist zu Ehren des Kirchenpatrons geweiht. Sie wiegt 1500 kg und trägt die Inschrift: Sancte Joannes gloriose Patrone ora pro nobis – Hl. Johannes, glorreicher Patron, bitte für uns.
Die Ges-Glocke ist die Schutzengel-Glocke, wiegt 900 kg. Auf ihr lesen wir den Spruch: Omnes angeli Die benedicite Dominum – Alle Engel des Herrn lobet Gott!
Die heute als Taufglocke bezeichnet und verwendete Glocke blieb als einzige vom Vorgängergeläute 1921 übrig. Sie stammt von 1458 und trägt folgende lateinische Inschrift: O Rex gloriae Christe, veni nobis cum Pace MCCCCLVIII. O König der Glorie, Christus, komm zu uns in Frieden 1458.
Turmuhr
Chororgel
Orgel auf der Westempore
1866: Der Orgelbauer Lütolf (Escholzmatt) baute eine neue grosse Orgel mit 22 Registern auf der Westempore. Die Chororgel wurde aber nicht abgetragen
1875: Friedrich Goll reparierte die grosse Orgel.
1926: Bau einer neuen grossen Orgel von der Firma Kuhn (Männedorf) mit 35 Registern.
1968: Unter Beibehaltung des Prospekts von 1866 baute die Firma Graf (Sursee) eine neue Orgel mit 3 Manualen und 38 Registern.
Im Jahr 1936 wurden die alten Fenster durch neue Farbfenster ersetzt.
Pfarrkirche vor 1957 in der Kirchenfront standen die Figuren Johannes der Täufer, Christus und Bartholomäus. Sie wurden 1957 durch Petrus, Maria und Bruder Klaus ersetzt.
Gekrönte Muttergottes aus dem Jahre 1650 in der Pfarrkirche Reiden.